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Ein Tag in der Fachschule - Blockpraktikum

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08. Mär 2012

Um künftigen SozialhelferInnen bei der Verarbeitung ihrer Eindrücke zu unterstützen, verbringen diese nach der Hälfte des Praktikums einen Tag im Berufskolleg. Lehrkräfte reflektieren zusammen mit den MentorInnen den Praktikumsverlauf.

Lebenshilfe NRW_Fachschule
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© Lebenshilfe NRW
Sechs Wochen Praktikum sind doch ziemlich lang. Um die zukünftigen SozialhelferInnen bei der Verarbeitung ihrer Eindrücke zu unterstützen, verbringen die SchülerInnen nach der Hälfte der Praktikumszeit daher einen einzelnen Tag in der Schule. Dieser soll die Besuche der Lehrkräfte ergänzen, in denen zusammen mit den MentorInnen der Praktikumsverlauf und die Praktikumsaufgaben reflektiert werden. So hat es die Bildungsgangkonferenz vor einiger Zeit beschlossen. Am Mittwoch den 07.03.2012 fand ein solcher Präsenztag für die SchülerInnen der Klasse „SH 6“ nun schon zum zweiten Mal statt. (Zurzeit absolvieren die 22 SchülerInnen ihr Praktikum in Einrichtungen der Behindertenhilfe oder integrativen Kindertagesstätten nachdem ein erstes vierwöchiges Praktikum im Winter 2010/11 in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe stattfand und das zweite Praktikum im Sommer 2011 sechs Wochen lang in Einrichtungen der Altenhilfe absolviert wurde.)

Dazu schrieb Bildungsgangleiterin Ute Breuer kurz vor Start ihrer zweiten „Familienzeit-Pause“ den folgenden Bericht:
Statt die Pflegekräfte in den Senioreneinrichtungen bei der Früh- oder Spätschicht zu unterstützen oder im Sozialen Dienst, Angebote mit alten Menschen durchzuführen, kamen die Auszubildenden an diesem ersten Präsenztag ausnahmsweise nach Hürth-Gleuel in ihre Schule, wo sie innerhalb von zwei Jahren zu Sozialhelfern ausgebildet werden.
Im zweiten Halbjahr steht hier das Lernfeld „Menschen mit alters- und/oder krankheitsbedingten Beeinträchtigungen unter angemessener Berücksichtigung vorhandener Ressourcen betreuen, versorgen und pflegen“ auf dem Lehrplan.
Und dieses Thema ist – wie man sich vorstellen kann –auf den ersten Blick nicht das Traum-Arbeitsfeld für junge Menschen zwischen 16 und Anfang Zwanzig, sondern mit allerlei Ängsten und Befürchtungen verbunden. Und so waren die Erwartungen der SchülerInnen vor dem Praktikum auch sehr unterschiedlich und reichten von: „Eigentlich freue ich mich schon auf das Praktikum, aber…“ bis zu „Die Zeit wird schon irgendwie vorbeigehen“.

Umso gespannter waren alle, sich nach drei Wochen Praktikum wieder zu sehen und voneinander zu erfahren, wie es denn nun wirklich in der Praxis aussieht und wie es sich anfühlt, sich jeden Tag um alte Menschen zu kümmern, ihnen zuzuhören, sie zu umsorgen, zu beschäftigen und sich in ihre Gedankenwelt zu begeben.
In einer ersten Runde erzählte jeder von seinen Erfahrungen, von der Einrichtung in der er/sie arbeitet, den Kollegen und Aufgaben, den Freuden und dem Leid, das sie in dieser Zeit kennengelernt hatten. Dann durfte jede(r) Schüler(in) eine Möglichkeit des kreativen Ausdrucks wählen, um auf eine direkte und weniger „verkopfte“ Art und Weise, den eigenen Erfahrungen und Gefühlen nachzuspüren. Dies geschah in Arbeiten mit Ton, dem Verfassen eigener Texte, der Gestaltung eines Scherenschnitts und von kleinen Naturarrangements.
Als diese am frühen Nachmittag ausgestellt und erläutert wurden, zeigte sich nochmals wie unterschiedlich die Erfahrung des Praktikums in der Altenhilfe erlebt wird. Viele sprachen von erfreulichen Erlebnissen mit den Senioren und darüber, wie froh sie sind, dieses Betätigungsfeld kennenlernen zu dürfen. Einzelne sehen hier langfristig ihre berufliche Perspektive. Andere äußerten sich froh darüber nach den sechs Wochen wieder in die Schule kommen zu dürfen, da sie die gemachten Erfahrungen zwar in der Regel nicht missen, aber auch nicht vertiefen möchten. „Die Arbeit mit alten Menschen ist hart und kräftezehrend,- die Bedingungen nicht immer ideal“ wurde festgestellt. Die unterschiedlichen Einblicke und Gedanken spiegelten sich auch in den kleinen Kunstwerken, die die SchülerInnen erstellt hatten und die Titel wie „Oase“, „Garten der Sinne“, „Mein Weg“ oder auch „In der Ruhe liegt die Kraft“ trugen. Die in der Schreibwerkstatt erstellten Gedichte zeigen in sehr direkter Form, wie sich junge Menschen mit der Situation der Senioren und ihrer eigenen als Begleiter dieser Menschen, auseinander gesetzt haben:

Zwei Herzen
Das eine ist engagiert,
egal was auch passiert.
Es fühlt sich gut,
egal, was es auch tut.

Das andere fühlt sich nicht wohl.
Es denkt manchmal, es ist von innen hohl.
Es will erst gar nichts fragen,
traut sich nicht mal, was zu fragen.

Alt
Sehhilfe, Gehstock und Hörgerät brauche ich schon.
Schwer verdient hab ich mir früher meinen Lohn.
Nun sitz ich hier allein, Tag für Tag,
denkt an mich einer, dass ich mich frag.
Verstorben ist schon meine Frau,
mein Essen stets ich alleine kau.
Mit meinem Stock ich spazieren geh,
nachmittags trinke ich Kamillentee.
Abends geh ich früh zu Bett,
die Leutchen hier sind alle sehr nett.
Gemacht werden hier viele Ausflüge,
dass ich nicht gerne hier wäre, wäre eine Lüge

Einig waren sich jedoch alle, dass der gemeinsame Tag in der Schule für Austausch und ein Innehalten, gut getan hat. „Ich gehe jetzt wieder motivierter an die Arbeit, der Tag war wie eine kleine Auszeit“. „Ich bin froh, dass ich heute mit Freunden und Lehrern über das sprechen konnte, was ich in den letzten Wochen erlebt habe“ waren einige der typischen Aussagen der SchülerInnen.

Und die LehrerInnen? Sie besuchen die SchülerInnen mehrmals im Praktikum an ihren Einsatzorten und sprechen dort mit ihnen und mit den anleitenden Fachkräften. Aber es ist doch etwas anderes, die SchülerInnen als Klasse an einem solchen Tag zu erleben, an dem sie von der unmittelbaren Praxis einen Schritt zurücktreten können, um zu reflektieren, was da eigentlich gerade geschieht: mit ihnen ganz persönlich, als Mensch, auf dem Weg in einen sozialpflegerischen Beruf.

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