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„Umgang miteinander ist selbstverständlicher“

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Eine glückliche Familie kann für einen selbstversändlichen Umgang miteinander sehr wichtig sein. (Symbolbild)
Eine glückliche Familie kann für einen selbstversändlichen Umgang miteinander sehr wichtig sein. (Symbolbild)
© David Maurer / Lebensihlfe

Danica B. (37) lebt mit einer Behinderung. Im Interview mit der Lebenshilfe NRW spricht die 37-Jährige über Diskriminierung und ihren Wunsch von einem gemeinsamen Weg hin zur Gleichstellung.

Lebenshilfe NRW: Sind Sie aufgrund Ihrer Behinderung schon einmal diskriminiert worden?

Danica B.: Ich kenne Mobbing aufgrund meiner Behinderung aus der Schulzeit. Aber müsste ich spontan und kurz antworten, fühle ich mich dann am meisten diskriminiert, wenn man mir, ohne mich zu kennen, meine Fähigkeiten abspricht, mir keine Chance gibt, mich zu „beweisen“. Ein kleines Beispiel aus dem Alltag: Eine ältere Dame wollte mich fragen, ob ich ihr die Einkaufstüte halten könnte, damit sie ihren Einkauf verstauen kann. Dann hat sie gesehen, wie ich mich bewege und meinte: „Ach, lassen Sie mal. Das können Sie ja nicht.“ Für mich sind es diese Kleinigkeiten. Obwohl es genauso diskriminierend sein kann, wenn man einen Antrag auf ein Hilfsmittel oder Unterstützung stellt und man sich bei einer Ablehnung nicht ernst genommen fühlt.

Lebenshilfe NRW: Wie reagieren Sie auf Diskriminierung?

Danica B.: In kleinen Alltagssituationen kommt es auf meine Tagesform an. Mal übergehe ich blöde Sprüche, mal antworte ich ebenfalls mit einem blöden Kommentar und mal antworte ich freundlich und höflich. Wenn ich beispielsweise relativ distanzlos und unfreundlich gefragt werde, was denn mit mir los sei. Ich hoffe, dass ich so mein Gegenüber für Menschen mit Behinderung sensibilisieren kann.

Lebenshilfe NRW: Wie hat sich die Stellung von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft über die Jahre aus Ihrer Sicht entwickelt?

Danica B: Wenn ich überlege, wie oft ich als Kind und Jugendliche selbst von Erwachsenen blöde Sprüche bekommen habe, oder wie wenig Menschen mir geholfen haben, wenn ich auf der Straße gestürzt bin, ist das jetzt anders. Ich bekomme oft Hilfe angeboten, selbst wenn ich sie vielleicht nicht brauche. Das zeigt mir, dass sich die Stellung von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft verbessert hat. Ich finde, der Umgang miteinander ist selbstverständlicher geworden. Das ist meine persönliche Wahrnehmung. Ich kann mir vorstellen, dass es anderen Menschen mit Behinderung anders geht.

Lebenshilfe NRW: Was läuft Ihrer Meinung nach gut auf dem Weg zur Gleichstellung und was sollte besser werden?

Danica B: (überlegt) Ich habe immer viel Hilfe, Unterstützung und Rückhalt durch meine Familie und Freunde erfahren. So konnte ich mir einiges besser erkämpfen oder ehrgeizige Ziele stecken, als vielleicht andere, die diese Erfahrung so nicht gemacht haben. Ich habe daher immer ein für mich relativ gleichgestelltes Leben geführt. Dass es mitunter nicht ganz so ist, spüre ich, wenn ich für Hilfsmittel, Zuschüsse und die „Anerkennung meiner Hilfsbedürftigkeit“ kämpfen muss und es oft mehrere Widersprüche gegen Ablehnungsbescheide braucht. Immerhin möchte ich ein so eigen- und selbstständiges Leben wie möglich führen und nicht mehr in Anspruch nehmen, als ich tatsächlich brauche. Ich würde mir wünschen, dass es Betroffenen nicht durch Zuständigkeitsgerangel der Ämter/Einrichtung erschwert würde, an Informationen oder Hilfeleistungen zu kommen und dass so manches unbürokratischer ginge.

Lebenshilfe NRW: Welche Ziele haben Sie für die Zukunft und wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Danica B: Das klingt kitschig und es ist weniger ein Ziel als ein Wunsch: Auch, wenn das Leben nicht immer einfach ist, würde ich ihm gerne trotz allen Schwierigkeiten immer wieder etwas Schönes abringen und mit meinem Mann und unserem Kind glücklich sein.

Das Interview führte Lou Basso. Er hat einen Freiwilligendienst bei der Lebenshilfe NRW absolviert. Das Lebenshilfe journal durfte das Interview in der Ausagabe 3/2021 abdrucken. 

Lou Basso.
Lou Basso.
© Privat

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