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Starkes Team gibt Sicherheit

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17. Okt 2016

Torsten Saxert & Lisa Schwanemeier sind das erste „FSJ-Tandem“ der Lebenshilfe NRW. Das Projekt gibt jeweils einem Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, gemeinsam ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren.

Torsten Saxert und Lisa Schwanemeier absolvieren gemeinsam das FSJ-Tandem der Lebenshilfe NRW
Torsten Saxert und Lisa Schwanemeier absolvieren gemeinsam das FSJ-Tandem der Lebenshilfe NRW

Torsten Saxert (19, Marl) und Lisa Schwanemeier (23, Castrop-Rauxel) sind das erste „FSJ-Tandem“ bei der Lebenshilfe NRW. Das neue Projekt gibt jeweils einem jungen Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, gemeinsam ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren und sich hierbei sozial zu engagieren. Beide starteten ihren Einsatz am 8. August 2016 in der Kindertagesstätte der Lebenshilfe Waltrop. Felix Fahrig, der das Tandem betreut und als Bildungsreferent bei der Lebenshilfe Bildung NRW gGmbH arbeitet, sprach mit den beiden über Aufgaben, Tagesablauf und Arbeit als Team.

Hallo ihr beiden. Vielen Dank, dass ihr an diesem Interview zum FSJ-Tandem-Projekt teilnehmt. Was waren Eure Motivationen, ein FSJ zu machen?

Torsten Saxert „Ich habe ein Praktikum hier in der Kita gemacht, war vorher auf der Christy-Brown-(Förder-)Schule in Herten und habe nur einen Schulabschluss im Bildungsgang „Lernen“. Dadurch gibt es für mich wenige Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Über den IFD Recklinghausen habe ich einen Praktikumsplatz bekommen. Ich wurde gefragt, ob ich an dem Tandem-Projekt teilnehmen möchte und war sofort dabei und sagte ja klar!“

Lisa Schwanemeier „Ich möchte gerne studieren oder die Erzieher-Ausbildung machen. Mir wurde zunächst ein FSJ-Platz in der Schulbegleitung angeboten. Ich habe gezielt nach Bereichen mit Kindern gefragt und mir wurde der Tandem-Platz in der Kita angeboten. Vorher hatte ich keinen Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Mich hat vor allem beschäftigt, wie viel ich helfen oder unterstützen muss. Ich hatte Respekt davor. Torsten und ich haben uns in der ersten Seminarwoche kennengelernt und uns sofort gut verstanden.“

Gab es vorher Kontakt zueinander? Oder habt ihr gemeinsam hospitiert?

Lisa Schwanemeier/Torsten Saxert „Nein, wir haben vorher leider keinen gemeinsamen Termin gefunden. Lisa wusste erst relativ kurzfristig über ihren FSJ-Platz Bescheid. Wir haben uns erst in der ersten Woche kennengelernt.“

Torsten, in welcher Form unterstützt Dich Lisa im FSJ-Alltag?

Torsten Saxert „Ich hatte mit neun Jahren ein Aneurysma im Gehirn, musste am Kopf operiert werden und habe seitdem Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis. Ich bin zu 100 Prozent schwerbehindert (GdB). Ich glaube ohne Tandem wäre es schwieriger geworden. Lisa gibt mir Sicherheit. Morgens gehen wir gemeinsam den Tages- und Dienstplan durch. Darüber hinaus sind wir ja getrennt im Alltag und das funktioniert gut. Ich würde es nicht wollen, dass Lisa mir alle Aufgaben abnimmt. Ich möchte alle Aufgaben machen, die ich kann. Außer beim Ausfüllen von Stundenzetteln, da hilft Lisa mir.“

Lisa Schwanemeier „Wir gehen jeden Morgen gemeinsam den Dienstplan durch und schauen auf welcher Gruppe wir eingeteilt sind. Torsten kommt ansonsten auch gut alleine klar!“

Was sind Eure Aufgaben hier? Wie sieht ein typischer Tag aus?

Lisa Schwanemeier „Wir treffen uns morgens im Bus und fahren gemeinsam jeden Tag zur Kita. Dann schauen wir als erstes gemeinsam auf den Dienstplan. Anschließend gehen wir auf die jeweilige Gruppe beispielsweise die blaue oder grüne Gruppe. Die Pausen verbringen wir manchmal zusammen, aber nicht immer, da wir in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Aufgaben haben.“

Was sind Eure Aufgaben?

Torsten Saxert „Ich arbeite hauptsächlich im U3-Bereich. Das macht mir viel Spaß. Auch wenn es manchmal anstrengend ist. Am Ende des Tages weiß man, was man getan hat.“

Lisa Schwanemeier „Ich werde häufig im Kreativ-Bereich eingesetzt. Dort basteln oder malen wir mit den Kindern. Außerdem können die Kinder mit Holz arbeiten und mit verschiedenen Materialen werkeln. Darüber hinaus hat der Kindergarten ein offenes Konzept, d.h. alle Kinder können sich in unterschiedlichen Gruppen oder in unterschiedlichen Bereichen aufhalten. Es gibt z.B. einen Bewegungs- oder Sinnesraum.“

Torsten Saxert „Jeden Tag findet ein gemeinsames Freispiel-Angebot statt, das wir beide betreuen, gemeinsam spielen wir draußen im Garten mit den Kindern.

Wie werdet ihr im Alltag unterstützt?

Lisa Schwanemeier „Unsere gemeinsame Ansprechpartnerin ist Alex Kranefoer. Es gibt gemeinsam regelmäßige Reflektionsgespräche.“

Torsten Saxert/Lisa Schwanemeier „Wir werden wirklich super unterstützt. Bei Problemen können wir sofort zu ihr…!“

Ihr seid beide seit Anfang August hier. Wie habt ihr die ersten Wochen erlebt?

Lisa Schwanemeier „Es kann gerne so weiter gehen. Alles ist super, wir haben uns schnell eingelebt. Es fühlt sich an, als wären wir schon länger hier.“

Torsten Saxert „Bei mir läuft alles. Wenn Lisa mal nicht in der Nähe ist, kann ich unsere Anleitung fragen. Wir haben das Gefühl, dass wir zum Kita-Team gehören.“

Ihr seid momentan eins von zwei aktiven Tandems, was konntet ihr bisher mitnehmen?

Lisa Schwanemeier „Ich habe meine Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abgelegt.“

Torsten Saxert „Ich kann das FSJ-Tandem nur empfehlen. Viele verbinden Behinderung mit etwas Negativem und denken „Oh, der kann nichts“. Viele vergessen, dass Menschen mit Behinderung auch viele Stärken haben. So wie ich. Viele schauen nur auf die Schwächen.“

Was sind Eure Ziele/Wünsche/Vorstellungen nach dem FSJ?

Lisa Schwanemeier „Ich möchte gerne im Kinderbereich bleiben. Im FSJ kann ich Erfahrungen und Voraussetzungen fürs Studium sammeln, beispielweise das FSJ als Praktikum für die Uni anerkennen lassen.“

Torsten Saxert „Gute Frage! Ich bin mir noch unsicher. Mir fehlen die Abschlüsse. Eine Verlängerung des FSJ wäre vielleicht eine Option. Ich möchte alles mitnehmen, was geht oder mir ermöglicht wird. Ich würde gerne im Kinderbereich oder mit älteren Menschen arbeiten. Die Arbeit mit Kindern liegt mir ganz gut.“

Das vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt wurde inzwischen eingestellt. Derzeit gibt es keine FSJ-Tandem-Angebote mehr in dieser Form.

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